Mainz, Deutschland – 4. Februar 2025 – Die aktuellen Zahlen zur Stromproduktion in Deutschland zeigen auf den ersten Blick eine beunruhigende Entwicklung.
2024 wurden 431,7 TWh Strom erzeugt. Das ist ein Rückgang von 4,2 % im Vergleich zum Vorjahr.
Ein Zeichen des Wandels?
Der Rückgang der gesamten Stromproduktion wird häufig als Krisensignal interpretiert. Tatsächlich spiegelt er auch eine tiefgreifende Veränderung wieder.
Immer mehr Haushalte und Unternehmen erzeugen ihren eigenen Strom durch Photovoltaikanlagen häufig mit Speicher kombiniert und nutzen ihn direkt, ohne ihn ins Netz einzuspeisen.
Diese Mengen werden in der offiziellen Statistik gar nicht erfasst, schlagen sich aber in den 4,2 % nieder. Denn allein in 2024 registrierte die Bundesnetzagentur im Marktstammdatenregister 435.000 steckerfertige Balkon-Solaranlagen, ein Zubau im gesamten Solarsektor von 2,6 Prozent.
Parallel dazu steigt die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien kontinuierlich an. 2024 wurden 254,9 TWh durch erneuerbare Energien erzeugt, also ein Anstieg um 3 %. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion erreichte damit fast 60 %.
Den höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen.
Besonders die Windkraft spielte eine bedeutende Rolle. Insgesamt entfielen 25,7 TWh auf Offshore-Anlagen und 111,9 TWh auf Onshore-Anlagen. Windkraft stellte mit 31,87 % den größten Anteil an der Stromerzeugung im Sektor der Erneuerbaren-Energien.
Quelle: Bundesnetzagentur https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/215556
Blockade gegen den Wandel
Während die Zahlen einen positiven Trend in Richtung nachhaltiger Energie zeigen, stellen sich mächtige Interessen diesem Wandel in den Weg.
Die fossile Energielobby, insbesondere die Gaslobby, verfügt über erhebliche finanzielle und politische Einflussmöglichkeiten. Diese werden mit dem Ziel eingesetzt, die Energiewende zu verzögern, um ihre alten Geschäftsmodelle so lange wie möglich profitabel zu halten.
Hierbei setzt die Gasindustrie auf bewährte Strategien:
- Narrative nähren
Die Bezeichnung „Erdgas als Brückentechnologie“ wurde von der Gaslobby strategisch genutzt, um strengere Emissionsvorgaben hinauszuzögern. Begriffe wie “Gas als Brückentechnologie” suggerieren, dass fossile Energieträger noch lange unverzichtbar seien. - Einflussnahme auf die Gesetzgebung
Durch intensive Lobbyarbeit gelingt es der Gasindustrie, Klimaschutzmaßnahmen abzuschwächen und ihre eigenen Interessen zu verankern.
Die Studie LobbyControl-Studie „Pipelines in die Politik“ (2024) zeigt, wie die Gaslobby entscheidend an der Verwässerung des Klimaschutzplans 2050 beteiligt war. Ursprünglich sah der Plan strengere Emissionsziele vor, die jedoch durch Lobbydruck der Gasindustrie abgeschwächt wurden. - Enge Verflechtungen mit der Politik: Viele Entscheidungsträger haben Verbindungen zur fossilen Energiebranche, wodurch der politische Spielraum für eine konsequente Dekarbonisierung eingeschränkt wird.
Besonders der politische Einfluss konservativer Kreise ist hier nicht zu unterschätzen. Die Union und ihr Vorsitzender Friedrich Merz vertreten Positionen, die immer wieder den fossilen Interessen entgegenkommen. Sei es durch Forderungen nach verlängerten Laufzeiten für Kraftwerke, den Rufen nach Technologieoffenheit oder durch das Schüren von Unsicherheiten über den Ausbau erneuerbarer Energien.
Eine Verhinderungstaktik ist offensichtlich.
Die Ampel-Koalition hat dagegen in ihrer bisherigen Amtszeit mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Transparenz in der Lobbyarbeit zu erhöhen und deren Einfluss auf politische Entscheidungen zu regulieren:
- Verschärfung des Lobbyregisters
Seit Anfang 2022 müssen sich Lobbyist:innen beim Bundestag registrieren. Die Ampel-Koalition hat dieses Register weiter verschärft, um mehr Transparenz über die Aktivitäten von Interessenvertreter:innen zu gewährleisten. - Einführung der “Lobby-Fußspur”
Für neue Gesetze wurde eine sogenannte “Lobby-Fußspur” eingeführt. Diese Maßnahme soll den Einfluss von Interessenvertreter:innen auf die Gesetzgebung nachvollziehbarer machen, indem offengelegt wird, welche Lobbyist:innen an der Entstehung eines Gesetzes beteiligt waren. - Verschärfung des Parteiengesetzes
Die Koalition hat das Parteiengesetz reformiert, um die Transparenz bei Parteispenden zu erhöhen und potenzielle Interessenkonflikte zu reduzieren.
Schritte in die richtige Richtung und dennoch gibt es weiterhin Forderungen nach weiteren Verbesserungen, beispielsweise die Schaffung einer unabhängigen Aufsichtsbehörde für Transparenz und Integrität, um die Einhaltung der Regeln effektiv zu überwachen.
Es liegt nahe, dass diese Maßnahmen auf Widerstand stoßen, insbesondere von Seiten derjenigen, die vom bisherigen Einfluss der Gaslobby profitiert haben. Es fällt auf, dass Medien, insbesondere die Springer-Presse, verstärkt darauf hinweisen, dass die Ampelregierung wirtschaftlich schlecht für das Land sei.
Diese wirtschaftsnahe Medienhäuser und konservative Blätter tragen ebenfalls dazu bei, Ängste vor steigenden Strompreisen oder Versorgungsengpässen zu schüren. Verschärft werden die Ängste, indem der langfristige Nutzen der Energiewende unzureichend thematisiert und beleuchtet wird.
Hier geht es darum, Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung zu nehmen, um einen Regierungswechsel zu befördern. Eine unionsgeführte Regierung steht Lobbyisten traditionell näher und man kann erwarten, dass sie weniger Regulierungen in diesem Bereich durchsetzen würde.
Medienkonsumenten wären grundsätzlich gut beraten sich zu fragen:
„Wer profitiert von bestimmten Schlagzeilen?“
und
„Welche wirtschaftlichen Interessen stehen hinter bestimmten Kommentaren?“
Eine aufgeklärte Öffentlichkeit ist entscheidend, um politischen Druck für eine transparente und zukunftsorientierte Energiepolitik aufzubauen.
Soll dies bewusst vermieden werden?
Trotz aller Widerstände ist klar, die Umstellung auf erneuerbare Energien ist unumkehrbar. Sie ist nicht nur klimapolitisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich unausweichlich. Alte Geschäftsmodelle der fossilen Energiewirtschaft werden zunehmend unrentabel, während neue, nachhaltige Wertschöpfungsketten entstehen.
Die Solar- und Windbranche wächst rasant, neue Technologien wie Speicherlösungen und intelligente Netze revolutionieren den Energiemarkt. Unternehmen, die heute noch auf Gas setzen, riskieren, morgen von der Entwicklung abgehängt zu werden. Der Versuch, den Wandel zu bremsen, ist angesichts der Klimakrise und ihrer Folgen unverantwortlich.
Deshalb braucht es eine wachsame Gesellschaft, eine kritische Öffentlichkeit und eine Politik, die sich nicht von kurzfristigen Wirtschaftsinteressen lenken lässt.
Die grüne Transformation ist die einzige verantwortungsvolle Antwort auf die Klimakrise. Sie ist die Chance, eine nachhaltige, wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft zu gestalten.
Beides braucht eine starke Grüne Politik.
Quellen:
https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/215556
https://www.lobbycontrol.de/pipelines-in-die-politik-die-macht-der-gaslobby-in-deutschland/
Kontakt:
Für weitere Anfragen oder Informationen besuchen Sie bitte die offizielle Website unter https://thinkmoregreen.com/kontakt.
Linkedin: Thomas Lazar
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